Sunday, January 22, 2006

Widerstand zwecklos!


Auch wenn wir noch so sehr auf die inneren Werte achten, Schönheit lässt sich nicht ignorieren! Die Präferenz für schöne Gesichter scheint in unser Gehirn eingebrannt. Wir nehmen automatisch wahr, ob jemand gut aussieht oder nicht und schreiben schönen Menschen darüber hinaus reflexartig positive Eigenschaften zu. Dafür ist es nicht nötig, dass wir die Schönheit bewusst wahrnehmen. Dies konnten jetzt amerikanische Wissenschaftlerinnen nachweisen.

Ingrid Olson und Christy Marshuetz machten drei Experimente. Zunächst zeigten sie Freiwilligen Bilder von unbekannten Männern und Frauen, die entweder auffällig hübsch oder hässlich waren. Die Probanden bekamen die Fotos nur für 0,013 Sekunden zu sehen und sollten trotzdem die Attraktivität der Gesichter einschätzen. Obwohl sie die abgebildeten Personen in diesem Sekundenbruchteil nicht bewusst wahrgenommen und das Gefühl hatten, nur geraten zu haben, konnten die Teilnehmer die Schönheit dennoch ziemlich genau bewerten. Sie gaben offensichtlich eine "unbewusste und dennoch akkurate Einschätzung der physischen Schönheit" ab, erklärt Olson.

Im zweiten Versuch sollten die Probanden das kurz eingeblendete Gesicht ignorieren und daran anschließend dargebotene Wörter als "gut" oder "schlecht" klassifizieren. Sie reagierten tatsächlich viel schneller auf ein positives Wort wie "Lachen" oder "Glücklichsein", wenn sie zuvor ein attraktives Gesicht gesehen hatten. Dies bestätigte, dass Schönheit mit positiven Eigenschaften assoziiert ist. Denn Wissenschaftler gehen davon aus, dass Begriffe beziehungsweise Konzepte im Gehirn netzartig miteinander verknüpft sind. Und je stärker zwei Konzepte im Leben einer Person (oder in der Menschheitsgeschichte) zusammenhängen, desto stärker ist ihre Verbindung im Gehirn. Wird nun ein "positives" Konzept wie die "Schönheit" im Gehirn aktiviert, breitet sich diese Erregung auch auf die damit verbundenen Begriffe aus. Und da diese schon "vorerregt" sind, können die Probanden auch schneller auf sie reagieren.

Diese Effekte werden jedoch nur durch schöne Gesichter hervorgerufen, andere ästhetische Gegenstände aktivieren nicht automatisch weitere positive Konzepte im Gehirn. Dies zeigte das dritte Experiment: Hier wurden den Probanden ganz kurz Bilder von ansprechenden oder maroden Häusern gezeigt, bevor sie Wörter als gut oder schlecht klassifizieren sollten. Dies spricht dafür, dass die Verbindung zwischen Schönheit und positiven Eigenschaften möglicherweise angeboren ist.

Offensichtlich beeinfluss Schönheit unwillkürlich unseren Gesamteindruck von einer Person, ob wir wollen oder nicht. Dieses Phänomen kommt in allen Kulturen vor, und sogar Kinder präferieren schöne Gesichter. Doch es kann sicherlich nichts schaden, sich dessen bewusst zu sein, empfiehlt Olson.


Quellen:
Psychologie Heute, Christine Seiger
University of Pennsylvania; Ingrid R. Olson, Christy Marshuetz: Facial attractiveness is appraised in a glance. Emotion, Bd. 5/4, 2005

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