Thursday, October 23, 2008

Mobbing - Bossing - Schikane von oben

Mobbing (aus dem Englischen „to mob“ = anpöbeln, schikanieren) bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe am Arbeitsplatz von gleichgestellten, vorgesetzten oder untergebenen Mitarbeitenden schikaniert, belästigt, beleidigt, ausgegrenzt oder mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird. Die gemobbten Personen geraten durch die Gruppendynamik (oder durch das Machtgefälle) in eine unterlegene Position, aus der sie alleine nicht mehr herausfinden können. Sie werden durch das System in dieser Rolle fixiert, was zu entsprechenden Opfer-Gefühlen und Opfer-Haltungen führt.
Die Definition von Leymann (Mobbing ist nur gegeben, wenn die Mobbing-Handlungen mindestens einmal pro Woche statt finden und mindestens ein halbes Jahr lang andauern) wird heute noch oft zur Diagnose und bei Gerichts-Prozessen beigezogen
Aus aktueller Sicht beachtet man aber vor allem die Systematik der Übergriffe (Mobbing-Handlungen), die Aberkennung der Zugehörigkeit und die Intension der Mobbenden, dass der/die Gemobbte das System verlassen soll. Da wir bei Mobbing-Dynamiken von Wahrnehmungs-Defiziten und Wahrnehmungs-Unterschieden ausgehen müssen (das bestätigt auch die Mobbing-Studie des seco 2002: fast 70% der Gemobbten haben im Zeitpunkt der Befragung noch nicht gemerkt, dass sie gemäss Leymann-Definition seit einem halben Jahr gemobbt werden!), kann der Anfang vom Mobbing oft nicht mehr genau eruiert werden. Zudem ist die Beweisbarkeit von Mobbinghandlungen zuweilen schwierig, da sie oft subtil, knapp neben dem 'Üblichen' geschehen und schwer zuzuordnen sind.
Mobbing-Dynamik
1. Phase: Schlechte Konfliktbewältigung
Am Anfang eines Mobbing-Prozesses steht gemäss Leymann (1995) oft ein unausgetragener Konflikt, der mit der Zeit am Arbeitsplatz unterschwellig weiter wirkt und das Klima vergiftet. Allgemein herrscht eine aggressivere, gereizte Stimmung unter den Mitarbeitenden, es wird aber - zum Teil aus Angst - nichts dagegen unternommen.
2. Phase: Feindseligkeiten Spitze Bemerkungen und Gehässigkeiten gegenüber bestimmten Personen sind gemäss dem Sündenbock-Phänomen die Folge. Es entsteht ein Ungleichgewicht. Die Feindseligkeiten nehmen zu und richten sich gezielt gegen eine bestimmte Person oder Gruppe. Der ursprüngliche Konflikt tritt dabei in den Hintergrund. Es kommt zur Polarisierung in eine „Opferrolle“ und eine „Täterrolle“. Auch bilden sich „Mythen“ über die betroffene Person (z. B.: „Wenn Frau K nicht im Team wäre, könnten wir viel schneller arbeiten“).
3. Phase: Rechts- und MachtübergriffeMit der gemobbten Person will jetzt niemand mehr zusammenarbeiten. Sie wird nicht mehr akzeptiert und respektiert. Dadurch wird sie zusehends unsicher, macht Fehler und fällt auf. Ihr schlechtes Befinden, das erst durch Mobbing entstanden ist, dient zur Rechtfertigung weiter gehender Ausgrenzungs-Akte. Der reguläre Arbeitsablauf wird gestört, sodass der Betrieb die Gemobbten zunehmend als lästig empfindet. Es wird ihnen nahe gelegt zu kündigen. Der Gesamtzustand des Mobbing-Opfers, hervorgerufen u. a. durch die soziale Isolation und die Zurückweisungen, verschlechtert sich weiter bis hin zu schweren Erkrankungen.
4. Phase: Ärztliche und psychologische FehldiagnosenNach Resch (1994) verfügen viele ärztliche und psychologische Fachleute nur über geringe Kenntnis der Arbeitswelt. Deswegen können sie oft nicht verstehen, wie jemand an Problemen am Arbeitsplatz erkranken kann. Die Folge davon sind Diagnosen wie „Kindheits-Neurose“, „Wechseljahr-Depression“ und Ähnliches. Die Betroffenen machen dabei die Erfahrung, dass von dieser Seite auch keine Hilfe kommt.
5. Phase: Ausschluss aus der ArbeitsweltAm Ende eines Mobbing-Prozesses steht der Ausschluss der Betroffenen aus der Arbeitswelt in Form von langfristiger Krankschreibung, Frührente oder Kündigung. Im Extremfall versuchen sie ihre Konflikte am Arbeitsplatz mit (Waffen-) Gewalt zu lösen oder Selbstmord zu begehen.

Heute wollen Mitarbeitende einerseits mitreden und mitentscheiden, andrerseits ist aber ihre Bereitschaft gesunken, Verantwortung und Konsequenzen (mitzu-)tragen. Dies schafft mancherorts neue Probleme, vor allem auch dann, wenn die Entscheidungsbefugnisse und Informationswege zu wenig klar sind.
Immer mehr Vorgesetzte fühlen sich verunsichert. Wann sollen sie ihre eigentliche Führungsaufgabe wahrnehmen und allenfalls auch unbequeme Entscheide fällen, und bei welchen Entscheidungen ist eine Mitsprache der Mitarbeitenden sinnvoll? Sobald ein Machtvakuum entsteht, nützen Einzelne oder bestimmte Gruppen diese Situation aus und streben selbst nach mehr Macht. Das kann der Anfang von Grenzüberschreitungen, Machtmissbrauch und Mobbing sein.


Bossing ist eine psychische Aggression eines Chefs gegen eine Person im eigenen Betrieb. In der Regel wird die schikanierte Person krank, muss Gehaltskürzungen in Kauf nehmen und genau das machen, was der Chef oder die Chefin letztlich will, nämlich kündigen! Wir haben in einem anderen Beitrag beschrieben, was bei Mobbing getan werden kann. Bossing ist eine besondere Form des Mobbings bei dem ebenfalls Psychoterror am Arbeitsplatz ausgeübt wird. Beim Bossing ist es der Vorgesetzte, der mobbt.
Das Opfer wird vor dem Team öffentlich lächerlich gemacht.
Der ungeliebten Person wird Arbeit gegeben, die nicht bewältigt werden kann.

Dem Team wird signalisiert, dass die Person zum Abschuss frei gegeben worden ist ("Den dürft ihr rausekeln!").
Der Chef entzieht der Person Privilegien (z.B. den direkten Zugang zu wichtigen Stellen), schikaniert, demütigt, unterstellt Fehler,drangsaliert, stichelt, entzieht Informationen. (Wird aber weiter nach alten Instruktionen gearbeitet, so hat dies negative Folgen).

Die Betroffenen haben beim Bossing kaum eine Chance, den Konflikt aus eigener Kraft zu beenden.

Auswirkungen
Bossing macht einsam
kann rasch zu einer Depression führen
wirkt sich - wie das Mobbing - auf die Gesundheit aus:
Angsterkrankungen
Bluthochdruck, Herzschmerzen, Magen und Darmerkrankungen Geschwüre, Muskelverkrampfungen.


Beim Bossing muss man davon ausgehen, dass der Vorgesetzte ein Persönlichkeitsproblem hat. Ob gar neurotische Störungen von Führungskräften die Quelle der Problem sind, müsste einmal wissenschaftlich untersucht werden. Es mangelt vielleicht auch an Selbstbewusstsein. Die "bossenden" Chefs fühlten sich von starken Mitarbeitern bedroht. Auch Unsicherheit des Chefs kann zu Bossing führen. Wenn Bossing festgestellt wird, herrschte meist ein schlechtes Betriebsklima. Die eigenen Interessen der Führunskräfte stehen im Vordergrund. Im Betriebe sind die Machtstrukturen dann oft spitzenorientiert. Es wird keine menschenoriente Führung praktiziert und es mangelt an Teamkommunikation. Zahlreiche Bossing-Opfer sind kreativ und fleissig und werden ohne Selbstverschulden plötzlich zu Sündenböcken und Blitzableitern für die Frustration des Chefs.

Mobbing-Fragebogen >>http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/MobbingFragebogen.shtml

0 Comments:

Post a Comment

<< Home