Monday, November 13, 2006

Feuertod - Afghanische Selbstmörderinnen

Journalistin Antonia Rados reiste nach Afghanistan, um über Folgen der Zwangsverheiratung junger Frauen zu berichten. Allein in Herat begehen jährlich 200 Frauen Suizid durch Selbstverbrennung. Ein erschütternder Bericht!

Nur wenige Stunden vor Rados' Ankunft ist wieder eine junge Frau eingeliefert worden, die sich durch Selbstverbrennung hatte töten wollen. Gololai, so der Name der Patientin, berichtet, warum sie den grausamen Freitod gesucht hatte: Ihr Bruder hatte sie für 3000 Dollar an den Cousin verkauft und einer Zwangsheirat stattgegeben. Die 20-Jährige wehrte sich vergebens, nach der Vermählung sah sie keinen anderen Ausweg aus der Zwangsehe als die Selbstverbrennung. Ein grausamer Weg, den jährlich rund 200 Frauen allein in Herat wählen. Etwa die Hälfte dieser Frauen stirbt dort einen qualvollen Tod, die anderen überleben mit Narben, von denen sie ihr Leben lang gezeichnet bleiben. Im Zuge ihrer Recherchen trifft Antonia Rados eine dieser Frauen, die ihr offen vom Leben nach dem herbeigesehnten Tod erzählt. Auch die Familie von Gololai öffnet sich der RTL-Reporterin, zeigt ihr den Tatort, bittet sie in ihr Haus. Vor laufender Kamera offenbart sich in diesen Tagen des Hoffens und Wehklagens das ganze Familiendrama: Von Tränen und Streit bis hin zu Lügen und gegenseitigen Beschuldigungen selbst am Krankenbett, wo die Schwiegereltern den Verlust für den eigenen Sohn beklagen. Gololais Ehemann wird derweil verhaftet und im Gefängnis verhört. Auch dort ist Antonia Rados dabei und wird Zeugin des sonderbaren Umgangs der Justiz mit der Problematik der Zwangsverheiratung und ihrer Folgen für viele Frauen. Sie findet heraus, dass es sogar Fälle gibt, in denen Frauen von ihren Familien angezündet werden. Und das in einem Afghanistan, in dem die Taliban seit fünf Jahren nicht mehr an der Macht sind, in dem die Traditionen und Strukturen trotzdem so verfestigt sind, dass ihnen junge, zwangsverheiratete Frauen kaum entkommen können. Im Krankenhaus, wo außer den Ärzten Männer keinen Zugang haben, wechseln sich Antonia Rados und eine Kamerafrau Tag und Nacht ab. Sie sind dabei, wie neu eingelieferte Verbrennungsopfer um ihr Überleben kämpfen.

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